Es gibt viele Faktoren, die Familien unter Druck bringen. Wenn sich Alltagsprobleme aufstauen, reicht oft eine einzige Zusatzbelastung, wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsverlust, Krankheit, Trennung der Eltern oder ein Todesfall in der Familie, um das Gesamtgefüge ins Kippen zu bringen. In der aktuellen Zeit der Dauerkrisen ist das nur allzu verständlich.
Nicht immer, wenn Familien in schwierige Lebenslagen geraten, müssen Kinder von ihren Eltern getrennt werden. Wir sind überzeugt, in vielen Fällen ist es möglich, dass Familien zusammenbleiben, wenn sie rechtzeitig die passende, professionelle Unterstützung bekommen.
SOS-Kinderdorf kommt nicht erst ins Spiel, wenn Kinder nicht mehr bei ihren Eltern leben können. „Wir unterstützen Familien, damit sie gar nicht erst auseinanderbrechen. Wir sind überzeugt, in vielen Fällen ist es möglich, dass Familien zusammenbleiben, wenn sie rechtzeitig die passende, professionelle Unterstützung bekommen", so Magdalena Frommelt, Geschäftsführerin von SOS-Kinderdorf Liechtenstein.
Eine Form der Unterstützung ist die mobile Familienarbeit beispielsweise in Österreich. Dabei besuchen Familienberaterinnen von SOS-Kinderdorf belastete Familien mehrmals wöchentlich bei ihnen zuhause. Es gibt Termine gemeinsam mit den Kindern und Termine mit den Erwachsenen, wo es auch Platz für Dinge gibt, die die Eltern beschäftigen.
Gemeinsam mit den Familien werden Fähigkeiten und neue Lösungsstrategien erarbeitet, damit Eltern in Zukunft mit krisenhaften Situationen besser umgehen können. Die Art der Hilfe orientiert sich dabei eng an den individuellen Bedürfnissen der Familien. Im Jahr 2021 wurden allein in Österreich rund 1.100 Kinder und ihre Familien von SOS-Kinderdorf mobil betreut.
Ein weiteres präventives Angebot ist das Eltern-Kind-Wohnen. Dabei ziehen ganze Familien – also Kinder gemeinsam mit ihren Eltern oder einem Elternteil – in eine Wohnung von SOS-Kinderdorf. Dort werden sie von einem Team an Pädagog*innen und Familienberater*innen betreut, begleitet und gestärkt. „Die Familien werden entlastet und bekommen wichtige Unterstützung bei den Herausforderungen im Alltag" erklärt Magdalena Frommelt das Angebot. Nach zirka zwei Jahren wird im Optimalfall die Betreuung der Familie schrittweise beendet und die Familie gestärkt in ein eigenständiges Leben geführt. In ganz Österreich wurden 2021 rund 130 Kinder und ihre Eltern im Rahmen des Eltern-Kind-Wohnen betreut.
Die Arbeit zahlt sich aus: rund zwei Drittel der Familien, die im mobil von SOS-Kinderdorf betreut wurden, schaffen es zusammenzubleiben. Aus dem Eltern-Kind-Wohnen können sogar rund drei Viertel aller betreuten Familien in ein selbstständiges Leben entlassen werden. Das erspart nicht nur den betroffenen Kindern und Familien unnötiges Leid, sondern ist auch das deutliche günstigere Konzept verglichen mit der sogenannten Fremdunterbringung, in der die Kinder von den Eltern getrennt werden müssen.