Die Welt steht vor einer Hunger- und Ernährungskrise von noch nie dagewesenem Ausmass: Mit jeder Minute leidet ein weiteres Kind an schwerer Mangelernährung und acht Millionen Kinder in 15 von der Krise betroffenen Ländern sind vom Tod bedroht. Insgesamt sind weltweit schon fast 50 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Nur entschlossenes Handeln kann angesichts dieser schrecklichen Zahl noch die verheerenden und lebenslangen Auswirkungen auf die Gesundheit, Ernährung, Bildung, den Schutz und das Überleben von Kindern abwenden.
Wir, die Verantwortlichen der sechs grössten Kinderhilfsorganisationen der Welt haben uns in der Joining Forces Alliance zusammengeschlossen, um unsere gemeinsame Sorge über die verheerenden Auswirkungen auf Kinder zum Ausdruck zu bringen:
Hunger ist vermeidbar und hat im 21. Jahrhundert keinen Platz. 2017 haben wir gezeigt, dass unser gemeinsames Handeln die Hungersnot in Somalia abwenden konnte. Als internationale Gemeinschaft tragen wir eine kollektive Verantwortung dafür, dass dringend Massnahmen ergriffen werden, um den Tod von Hunderttausenden von Kindern zu verhindern. Wir können nicht warten, bis eine Hungersnot offiziell ausgerufen wird, bevor wir handeln. 260.000 Menschen haben 2011 bei der Hungersnot in Somalia dieses Abwarten mit ihrem Leben bezahlt. Die Hälfte aller Todesopfer waren Kinder unter fünf Jahren.
Als Organisationen, die direkt mit Kindern, Familien und Gemeinschaften auf der ganzen Welt arbeiten, sehen wir täglich, welch verheerenden Tribut die sich verstärkenden Auswirkungen von Konflikten, Klimawandel und Covid-19 sowie die Nachwirkungen des Konflikts in der Ukraine fordern. Die Hunger- und Ernährungskrise hat bereits jetzt tiefgreifende Folgen für Kinder: Sie bedroht das Überleben und den Schutz von Kindern und erhöht das Risiko schwerer und akuter Unterernährung. Kinder sind einem erhöhten Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt, weil sie die Schule abbrechen, Zwangsarbeit leisten, von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert und eingesetzt werden und von ihren Familien getrennt werden. Kinder ohne elterliche Fürsorge sind besonders anfällig für Ernährungsunsicherheit und deren vielfältige Auswirkungen. Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratung, frühe Schwangerschaft, Schulabbruch, sexuelle Ausbeutung und Missbrauch gefährden vor allem Mädchen. Wenn Lebensmittel knapp sind, essen Mädchen und Frauen oft weniger und als letzte.
Die Rechte und Bedürfnisse von Kindern müssen bei der Bewältigung dieser Krise an erster Stelle stehen. Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Die Reaktion muss sich an den Bedürfnissen und Hoffnungen der Kinder orientieren und die jungen Menschen als Akteure des Wandels stärken. Regierungen und Geber müssen dringend handeln, um Menschenleben zu retten und Millionen von Kindern vor lebenslangen negativen Folgen zu schützen. Ernährungssicherheit ist kein Privileg, sondern ein Recht, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 verankert ist. Internationale Führung und politischer Wille müssen sowohl eine sofortige Reaktion vorantreiben als auch die Ursachen des Hungers, wie Konflikte, wirtschaftliche Schocks, Klimawandel und ungleicher Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen, durch gemeinschaftliche und lokal betriebene Lösungen angehen.
Wir verpflichten uns, mit Regierungen und Gebern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse von Kindern durch eine geschlechtsspezifische, sektorübergreifende Reaktion in den Bereichen Ernährungssicherheit, Ernährung, Gesundheit, WASH (water, sanitary, health), Bildung, Schutz und Sozialschutz vorrangig berücksichtigt werden.
So können wir die Auswirkungen der Ernährungskrise bekämpfen und gleichzeitig Leben schützen und die Widerstandsfähigkeit gegen langwierige Krisen und künftige Schocks stärken.
Joining Forces ist ein Bündnis der weltweit sechs grössten internationalen Kinderhilfsorganisationen, um die Rechte von zu wahren und die Gewalt gegen sie zu beenden.
ChildFund Alliance; Plan International; Save the Children International; SOS-Kinderdorf International; Terre des Hommes; World Vision.